Integrated Guidance Model_DE

Das Integrierte Beratungsmodell

Das von der Europäischen Kommission im Rahmen von Erasmus+ geförderte Projekt Beyond NEET(D)s zielt darauf ab, die am stärksten gefährdeten Untergruppen von Personen zu unterstützen, die nicht in Beschäftigung, Bildung oder Ausbildung sind oder sich sogar unterhalb dieses Status befinden, da sie statistisch nicht als NEETs registriert sind. Das Projekt zielt darauf ab, der Zielgruppe offene, befähigende und niedrigschwellige Angebote zu machen, die auf die/den Einzelne/n, die Bedürfnisse und die sozioökonomische Situation zugeschnitten sind. Auf diese Weise erhalten sie nicht nur Zugang zu Weiterbildungsangeboten und zum Arbeitsmarkt, sondern auch das nötige Selbstvertrauen und die Motivation für den Einstieg in die Arbeitswelt oder einen weiterführenden Bildungsweg.

Durch ein Konsortium von Partnern aus Österreich, Irland, Zypern, Italien, der Tschechischen Republik und Portugal zielt das Projekt darauf ab, hochgradig gefährdete (junge) Menschen in einem zweifachen Ansatz zu unterstützen:

  1. Durch die Unterstützung jener Personen, die mit diesen Menschen arbeiten, durch die Entwicklung des Handbuchs für ein integriertes Beratungsmodell sowie eines Praxis-Toolkits mit einer breiten Palette nützlicher Ressourcen.
  2. Durch die Unterstützung und Einbindung der/des Einzelnen durch einen motivierenden und lohnenden Online-Gamification-Ansatz

Dieses Handbuch bietet Fachkräften theoretische Erkenntnisse darüber, wie sie ihre Zielgruppen mit dem Ansatz des integrierten Beratungsmodells unterstützen können. Außerdem finden Sie ein Toolkit für Praktiker:innen, das mit diesem Handbuch übereinstimmt. Während sich das Handbuch auf die Unterstützung aus einer theoretischen Perspektive konzentriert, bietet das Toolkit eine Reihe von Aktivitäten für Praktiker:innen, um die Theorie in die Praxis umzusetzen, und bietet somit einen doppelten Ansatz, um erfahrene Mentor:innen bei ihrer Arbeit mit Mentees unter Verwendung eines integrierten Ansatzes zu unterstützen.

Das Handbuch und das Toolkit des Integrierten Beratungsmodells zielen darauf ab, die Herausforderungen der Arbeit mit der Zielgruppe der NEETs, die über die allgemeine und berufliche Bildung hinausgehen, zu bewältigen, indem sie den Praktiker:innen eine Reihe von Einblicken und Instrumenten zu allen Schlüsselbereichen des Modells bieten, die das Verständnis, die Fähigkeiten und das Vertrauen in die Arbeit mit dieser Zielgruppe verbessern sollen.

Das Handbuch „Integriertes Beratungsmodell“ ist das zweite Ergebnis des Projekts „Beyond NEET(D)s“ und bietet einen methodischen Rahmen für die Arbeit mit einer Zielgruppe von stark benachteiligten Personen. Dieses Handbuch wird von einem Toolkit für Praktiker:innen begleitet, das Mentor:innen bei ihrer Arbeit mit Mentees unterstützen soll.

Empfehlungen auf der Grundlage von IO1

Die Definition eines integrierten Beratungsmodells für NEET(D)s kann nicht über Nacht erfolgen. Im Rahmen des Beyond NEET(D)s-Projekts wurden zunächst Untersuchungen zu diesem Thema durchgeführt, die zum ersten Ergebnis (IO1) des Projekts führten: Die transnationale Erhebung über die Zielgruppe.

Bevor auf IO2, das Handbuch für das Integrierte Beratungsmodell, näher eingegangen wird, soll im Folgenden erläutert werden, was aus IO1 gelernt wurde und was bei der Entwicklung des Integrierten Beratungsmodells zu beachten war.

Neudefinition unserer Zielgruppen: Die Mentees

Eine Sache, die die in IO1 durchgeführte Umfrage eindeutig bestätigte, war die Vielfalt der Gruppe der NEETs. Sie reichen von jungen Menschen, die erst seit kurzem arbeitslos sind, bis zu Jugendlichen, die aus persönlichen, sozialen oder anderen Gründen schon länger arbeitslos sind. Sie können auch von Jugendlichen, die die Schule abgebrochen haben, bis hin zu jungen Erwachsenen mit Hochschulabschluss reichen. Unsere Umfrage ergab, dass die vorherrschende Altersspanne zwischen 17 und 26 Jahren liegt.

Bei den Befragten handelte es sich hauptsächlich um junge Hochschulabsolvent:innen. Dies zeigt, dass eine große Gruppe von NEETs in der Tat Hochschulabsolvent:innen sein könnten, aber zweifellos gibt es auch eine – vielleicht kleinere – Gruppe von NEETs da draußen, die wir mit unserer Umfrage nicht erreicht haben. Als Gründe wurden u. a. genannt: NEETs, die zu sehr mit der Betreuung ihrer Kinder beschäftigt waren, die nicht die Motivation aufbringen konnten, auf den Link zu klicken, die nicht über einen angemessenen Internetzugang verfügten oder die mit anderen Hindernissen für die Teilnahme konfrontiert waren. Da dieses Projekt in erster Linie für diese spezielle Gruppe konzipiert wurde, müssen diese „vergessenen NEETs“, junge Menschen ohne Abschluss und Langzeitarbeitslose, für die weitere Dauer des Projekts im Auge behalten werden. Es ist diese Zielgruppe, die am meisten gefährdet ist und von einem umfassenden Beratungsmodell sehr profitieren würde.

All diese Ergebnisse bestätigten die Notwendigkeit eines integrierten Beratungsmodells, das für ein breites Spektrum von Profilen geeignet ist. Allerdings ist es auch wichtig, einen bestimmten Schwerpunkt im Projekt zu setzen, um sicherzustellen, dass die entwickelten Materialien so weit wie möglich auf die Bedürfnisse der Zielgruppe zugeschnitten sind.

Daher wurde empfohlen, die heterogene Gruppe der NEETs etwas weiter einzugrenzen, was zu folgendem Mentee-Profil führte:

  • junge Erwachsene im Alter von 17 bis 26 Jahren
  • entweder seit kurzem oder langzeitarbeitslos
  • mit oder ohne Hochschulabschluss

Neudefinition unserer Zielgruppen: Die Mentor:innen

Die Befragten, die die Umfrage aus der Perspektive der Betreuung von NEETs ausfüllten, wiesen ebenfalls ein bestimmtes Profil auf, das wir für die weitere Entwicklung des IOs im Auge behalten sollten. Wir könnten sagen, dass Berufsbildungsanbieter:innen, die häufig mit NEETs in Kontakt kommen, als Jobcoaches, Sozialarbeiter:innen, Berater:innen, Jugendcoaches usw. arbeiten. Ähnlich wie die Gruppe der Mentees kann also auch die Gruppe der Mentor:innen als eine recht vielfältige Gruppe mit unterschiedlichen beruflichen Tätigkeiten angesehen werden.

Außerdem schienen die Befragten häufig gut ausgebildet zu sein, da die meisten angaben, einen Master-Abschluss zu haben. Dies war etwas überraschend, da ein Master-Abschluss für die meisten der oben genannten Stellen keine Voraussetzung sein sollte. Gleichzeitig zeigt dies, dass die meisten Mentor:innen einen starken akademischen Hintergrund haben und an einem integrierten Beratungsmodell interessiert sein könnten, das als theoretischer Beratungsrahmen für ihre Arbeit dienen kann.

Schließlich waren die Befragten in der Umfrage auch recht erfahren in der Arbeit mit unserer Zielgruppe der NEETs. Die meisten von ihnen waren bereits seit mehr als 5 Jahren in diesem Bereich tätig. Dies könnte bedeuten, dass sie bereits Erfahrung mit bestimmten Berufsberatungsmodellen haben und wahrscheinlich ihre eigene Art der Arbeit mit dieser Zielgruppe haben. Dies ist ein zusätzlicher Anreiz für unser integriertes Beratungsmodell, wirklich innovativ zu sein, und bringt einen Mehrwert für die Arbeit unserer Mentor:innen mit sich.

Von Erfolgsfaktoren zu Fortschrittsfaktoren

Nach der Neudefinition der Zielgruppen für dieses integrierte Beratungsmodell war es erforderlich, eine Reihe von Erfolgsfaktoren festzulegen, um ihre Fortschritte irgendwie zu messen. Das Konsortium war sich jedoch darüber einig, dass das Sprechen über „Erfolg“ bei der Arbeit mit unserer speziellen Gruppe von Mentees nicht die Botschaft vermitteln würde, die wir mit diesem Projekt erreichen wollen. Bei dem, was wir für unsere Zielgruppen zu erreichen hoffen, geht es nicht darum, „große Erfolge“ zu erzielen, sondern vielmehr darum, kleine Schritte vorwärtszumachen. Deshalb haben wir uns entschieden, die „Erfolgs“-Faktoren in „Fortschritts“-Faktoren umzuwandeln, um zu betonen, wie wichtig es ist, dass jeder Schritt ein Schritt in die richtige Richtung ist, unabhängig davon, wie groß oder klein er ist.

Handbuch

KAPITEL 2:
Einnehmen einer traumainformierten Perspektive

Wie das Verständnis von Traumata uns dabei helfen kann, unserem Mentee die richtige psychologische Unterstützung zu bieten.

Trauma ist nicht das, was uns passiert, sondern das, was wir in Abwesenheit eines einfühlsamen Zeugen in uns tragen.“ [Peter A. Levine (Clinical Psychologist)]

KAPITEL 4:
Von der Kommunikation zum Dialog

Rahmenbedingungen und Strategien für eine effektive und einfühlsame Kommunikation mit Ihrem Mentee.

Die verbale Kommunikation ist unerlässlich, um zu verstehen, was in anderen Menschen vorgeht. Wenn sie uns ihre Gedanken, Gefühle und Erfahrungen nicht mitteilen, können wir nur raten”.  [Dr. Gary Chapman]

KAPITEL 5:
Digitale Tools bieten integrierte Beratung

Lernen, wie man digitale Hilfsmittel nutzt, um seinen Mentee zu erreichen oder mit ihm zu kommunizieren.

Es ist nicht die stärkste Art, die überlebt, auch nicht die intelligenteste. Es ist diejenige, die sich am besten an Veränderungen anpassen kann.“ [Charles Darwin]

KAPITEL 6:
Arbeitsbezogenes Lernen

Einführung in das Konzept des arbeitsbasierten Lernens und wie es in einem integrierten Beratungsansatz genutzt werden kann.

Sag es mir und ich vergesse es. Unterrichte mich und ich erinnere mich. Beziehe mich ein und ich lerne.” [Benjamin Franklin]

KAPITEL 7:
Anerkennung früherer Lernleistungen

Wie können Sie frühere Lernerfahrungen validieren oder anerkennen, damit Ihr Mentee einen greifbaren Beweis für seine Fähigkeiten hat?

 Die formale Bildung lehrt, wie man steht, aber um den Regenbogen zu sehen, muss man herauskommen und viele Schritte auf eigene Faust gehen.“ [Amit Ray]

Toolkit zum integrierten Beratungsmodell

Dieser Toolkit deckt sich mit dem Handbuch zum Integrierten Beratungsmodell, das Fachleuten theoretische Erkenntnisse darüber vermittelt, wie sie ihre Zielgruppen mit dem Ansatz des Integrierten Beratungsmodells unterstützen können. Während sich das Handbuch auf die Unterstützung aus einer theoretischen Perspektive konzentriert, bietet dieser Toolkit eine Reihe von Aktivitäten für die praktische Arbeit, um die Theorie mit der Praxis zu kombinieren. Somit kann ein dualer Ansatz zur Unterstützung erfahrener Mentor:innen in ihrer Arbeit mit Mentees unter Verwendung eines integrierten Ansatzes angeboten werden.