4.1 Kommunikationsrahmen I: Gewaltfreie Kommunikation
Der Ursprung des Begriffs „Gewaltfreie Kommunikation“
„Wenn wir mitfühlend sein wollen, müssen wir uns der Worte bewusst sein, die wir benutzen. Wir müssen sowohl aus dem Herzen sprechen als auch zuhören.“ Dieses Zitat stammt von Marshall Bertram Rosenberg, dem Autor von Büchern, die sich mit gewaltfreier Kommunikation befassen. Marshall B. Rosenberg war ein amerikanischer Psychologe, Lehrer, Autor und auch Mediator. Er entwickelte Anfang der 1960er Jahre die Methode der gewaltfreien Kommunikation (NVC), bei der es im Wesentlichen um die Lösung von Konflikten zwischen Menschen geht. Rosenberg gründete auch das Zentrum für gewaltfreie Kommunikation – eine internationale gemeinnützige Organisation. Er starb im Alter von 80 Jahren im Jahr 2015. Er ist der Autor vieler Bücher, zum Beispiel:
- Gewaltfreie Kommunikation: Eine Sprache des Lebens
- Gewaltfreie Kommunikation leben: Praktische Werkzeuge, um in jeder Situation kompetent zu kommunizieren
- Gewaltfreie Kommunikation: Eine Sprache des Mitgefühls
- Ein Modell für gewaltfreie Kommunikation
NVC geht davon aus, dass alle Menschen zu Mitgefühl und Empathie fähig sind und dass Menschen nur dann zu Gewalt oder zu einem Verhalten greifen, das anderen schadet, wenn sie nicht in der Lage sind, wirksamere Strategien zur Befriedigung ihrer Bedürfnisse zu finden.
Gewalttätige und gewaltfreie Kommunikation
Beginnen wir mit dem Unterschied zwischen gewalttätiger und gewaltfreier Kommunikation. Gewalttätige Kommunikation führt zu einer Einschränkung der Freiheit, verursacht Verletzungen und Schaden und mindert den Wert einer Person. Eine Person, deren Kommunikation gewalttätig ist, verwendet oft eine zwanghafte und manipulative Sprache, die bei anderen Menschen Gefühle von Scham, Schuld, Verpflichtung, Angst oder Schuld hervorruft. Gewaltfreie Kommunikation hingegen ist eine Kommunikation, bei der wir lernen, unsere Bedürfnisse und die Bedürfnisse anderer Menschen zu hören. Sie schafft Mitgefühl, maximiert die Freiheit und hilft uns, die Beziehung zwischen Gefühlen und Bedürfnissen zu verstehen. Gewaltfreie Kommunikation ist die Integration von Bewusstsein, Sprache, Kommunikation und Einflussmöglichkeiten.
Vier Komponenten der gewaltfreien Kommunikation und Beispiele
Das NVC-Modell besteht aus vier Komponenten. Die erste Komponente ist die Beobachtung. In der gewaltfreien Kommunikation ziehen wir es vor, die Beobachtung ohne Bewertung zu beschreiben. Wir nennen die Fakten, ohne zu urteilen. Wir verwenden z. B. Adverbien und Adjektive in einer Weise, die nicht auf eine Bewertung schließen lässt. Sagen Sie nicht: „Thomas erfüllt seine Arbeitspflichten nicht rechtzeitig“, sondern „Thomas hat die letzten drei Arbeitsaufgaben nicht rechtzeitig erledigt“. Weitere Beispiele finden Sie auf dieser Website: https://awarenessagents.files.wordpress.com/2019/06/image-41.png
Die zweite Komponente sind Gefühle. Es ist wichtig, dass wir unsere Gefühle ausdrücken können (glücklich, verärgert usw.), aber wir sollten zwischen Gefühlen und Gedanken unterscheiden. Rosenberg unterstreicht den Unterschied zwischen Gefühlen und Gedanken.
Bedürfnisse sind die dritte Komponente der NVC. Jeder von uns hat Bedürfnisse und Werte, die unser Leben erhalten und bereichern. Wenn diese Bedürfnisse erfüllt sind, erleben wir angenehme Gefühle; wenn sie nicht erfüllt sind, erleben wir unangenehme Gefühle. Laut Rosenberg gibt es vier Möglichkeiten, auf eine negative Nachricht zu reagieren: uns selbst die Schuld geben, andere beschuldigen, unsere Gefühle und Bedürfnisse wahrnehmen und verstehen und die Gefühle und Bedürfnisse anderer wahrnehmen und verstehen.
Die letzte Komponente, so Rosenberg, sind die Anfragen. Ziel ist es, eine kristallklare Forderung zu formulieren. Seien Sie vorsichtig mit Forderungen: Eine Bitte wird zu einer Forderung, wenn Menschen denken, dass sie bestraft werden, wenn sie nicht „Ja“ zu Ihrer Bitte sagen. Wenn jemand Ihre Bitte ablehnt, akzeptieren Sie die Ablehnung und versuchen Sie, die Gründe zu verstehen.
Reflektierende Fragen an die Lesenden:
- Warum sollte ein/e Mentor:in in der Kommunikation mit einem Mentee positive und gewaltfreie Kommunikation anwenden?
- Welche Gefühle haben die Mentees, wenn sie von den Mentor:innen kritisiert oder beschuldigt werden?